Paartherapie, Personzentrierte Beratung & Weiterbildung (GwG e.V.) 
Jennifer Angersbach

Mythos Paartherapie

Paartherapie Jennifer Angersbach

Deine Beziehung läuft nicht mehr so gut? Ihr streitet nur noch? Oder habt euch als WG arrangiert? Nähe fehlt und auch die Gefühle schwinden so langsam? Es herrscht Frust, Verzweiflung, Wut und nach Hause kommen bereitet eher Bauchschmerzen? Aber eine Paartherapie kommt nicht in Frage? Oder Du würdest gerne, aber Dein Partner oder Deine Partnerin weigert sich? Das ist gar nicht so selten, denn es gibt einerseits viele "schwarze Schafe" (Paartherapie ist keine geschützte Berufsbezeichnung) und b) viele Ängste, Sorge, Vorurteile und Missverständnisse über das, was eine Paartherapie leistet und was dort passiert. In dieser Folge räume ich mit ein paar Mythen und Fehlkonzepte auf, Du bekommst einen Einblick in die Paartherapie und vielleicht schaffe ich es nicht nur, Deine Ängste zu verringern, sondern vielleicht bekommst Du auch - ohne Paartherapie - ein paar Impulse, die Dir und euch helfen, einander besser zu verstehen.


 

Dialog

Paartherapie

„Sie haben mich angerufen, daher dürfen Sie mir auch gerne zuerst erzählen, wie Sie ihre Beziehung erleben.“
Frau Kaß nickt, atmet tief ein: „Also…“, sie atmet aus und direkt funkelt es in ihren Augen, während ihr Mann sich die Räume anschaut und sich mit seinem Teebeutel beschäftigt.
Frau Kaß schaut zu ihrem Mann und verspannt direkt: „Da, das zeigt es ja schon!“, bricht es wütend aus ihr heraus.
Herr Kaß erschrickt und schaut sie irritiert an.

Paartherapie

„Wenn Du mal zuhören würdest, dann wüsstest Du was mir fehlt! Ich dachte wenigstens hier würdest Du mir mal Gehör schenken!“
Dann schaut sie mich erwartungsvoll an, während ihr Mann auf den Boden schaut.
„Sie haben das Gefühl Ihrem Mann nicht wichtig zu sein“, sage ich - unbeeindruckt von ihrer Wut.

Plötzlich bricht es aus ihr heraus, ich merke, wie unangenehm es Ihr ist, sie schaut nun nicht mehr zu ihrem Mann. „Er weiß, was mir fehlt, ich erwarte nicht, dass er Gedanken liest, wie andere Frauen, ich sag es ihm! Und die Tatsache, dass er es dennoch nicht macht, zeigt ja entweder, dass ich ihm egal bin, oder er mir nicht zuhört, was ja aufs Gleiche hinaus läuft!“

Paartherapie

Ich schaue sie mitfühlend an, nicke und biete an: „Sie sind total verletzt und enttäuscht!“
Sie greift nach einem Tempo, putzt sich lautstark die Nase und nickt. „Wir hätten keine Probleme, wenn er…“, sie bricht ab, überlegt kurz und ergänzt, „funktionieren würde!“
Dann atmet sie tief ein, verschränkt die Arme und lehnt sich zurück. Ihr Haltung signalisiert: So! Und jetzt sehen Sie zu, wie Sie das reparieren!
Ich wende mich Herrn Kaß zu.

Vorurteile Paartherapie

„Wie erleben Sie Ihre Beziehung?“
Er lacht müde, schaut zu seiner Frau, zuckt mit den Schultern und sagt: „Exakt so! Ich bin das Problem, mache nichts richtig, bin zu stumpf, mal habe ich zu wenig Hobbys, dann bin ich zu selten zu Hause.“
Meine Augen werden feucht. „Sie sind müde von der Abwertung, der Schwere.“
Er schüttelt mit dem Kopf, sein Lachen ist verschwunden: „Ich kann nicht mehr…“
Frau Kaß atmet schwer, sie ist wütend.
„Es ärgert Sie sehr, dass ihr Mann sich hier als Opfer präsentiert, Sie verstehen ihn nicht“, sage ich zu ihr.
Sie nickt.
„Wollen Sie ihn denn verstehen?“

Die Auflösung… bzw. die Fehlkonzepte

Vorurteile Paartherapie

Ich habe selten so viele Anfragen und Nachrichten auf Instagram bekommen, wie bei diesem Dialog. Inhalt war meistens: „Das sind wir, eins zu eins, was kann ich jetzt tun, ich würde ihn gerne verstehen!?“
Meine Antwort, die ich erstaunlicherweise als Copy & Paste nutzen konnte, füge ich hier mal hinein:
Das ist leider unglaublich schwer da pauschal ein Vorgehen zu erklären. In der Auflösung geht es darum, wann eine Paartherapie sinnvoll ist und welche Fehlkonzepte Menschen über die Paartherapie haben.
In dem Dialog wird so deutlich, dass sich beide nicht verstanden fühlen, vom Anderen.
Verstehst Du Deinen Mann?
Vermutlich nicht sooo gut, sonst würdest Du mich nicht fragen… die Gründe, selbst hier im Dialog sind vielfältig. Bei Herrn Kaß geht es vor allem um den Mangel an Anerkennung. Er tut nämlich ganz viel (Er geht arbeiten, kümmert sich um die Finanzen, übernimmt die Einkäufe, lässt seiner Frau viele Freiräume… doch was bekommt er zu hören? Dass er zu lange arbeitet, dass sie ja selbst so viel tue, dass er das Falsche gekauft habe oder aber, dass er sich kaum Freiräume nimmt.)
Er beklagt sich darüber nur selten, fühlt sich als sei er nicht gut genug und hat mittlerweile resigniert.
Er fragt sich, ob sie ihn noch liebt und warum, wo er doch alles falsch macht. Nähe will sie auch nicht mehr. Er hat einfach das Gefühl sich schon sehr zu bemühen, aber es reicht einfach nicht. Er sei falsch. Und daher kommt er schon verängstigt nach Hause, ist permanent in der Schutzhaltung und wenn sie mal wieder das Gespräch sucht, rechnet er fest damit, dass er gleich wieder ne Standpauke bekommt und macht direkt dicht.
Wir verwechseln oft, dass ‚Verstehen‘ eben nicht automatisch mit ‚Bestätigen‘ einhergehen muss.
Denn klar, wenn mein Mann oder meine Frau mich angreift, und mir vorwirft ich sei rechthaberisch und ein Psychokontrolfreak (kleine Modern Family Anspielung), dann werde ich ihm das sicher nicht bestätigen, aber ich kann mich ihm dennoch zuwenden, weil ich weiß, dass seine Wahrnehmung eben seiner Wahrheit entspricht und nicht der Universellen. Weil ich interessiert bin, ihn zu verstehen, hake ich vielleicht gar nach.
Ich könnte, Obacht, eher ein übertriebenes Beispiel, denn wenn es bereits emotional ist, ists unglaublich schwer zu zu reagieren, sagen: „Du hast das Gefühl, dass ich Dich kontrollieren, gar verändern möchte und dass ich keinerlei Einsicht zeige, verstehe ich das richtig?“

Online Paartherapie

In der Aussage, steckt keinerlei Bestätigung, im Sinne von: „Ja, Du hast Recht, ich bin das Problem.“ In der Aussage steckt vor allem der Versuch zu verstehen.
Aber machen wir uns nichts vor, es klingt auch irgendwie ‚therapeutisch‘ und ich als Paartherapeutin,. Von mir erwartet man so etwas, von seiner eigenen Frau oder dem eigenen Mann. Könnte gar eine solche Aussage als Provokation aufgefasst werden und immerhin seid ihr ja scheinbar genau da. Festgefahren in einem Konflikt, von dem keiner mehr weiß, wann und womit genau es eigentlich anfing, aber irgendwie kommt ihr das nicht raus.
Und plötzlich schlägt einer eine Paartherapie vor und, oh je, sogar das wird als Vorlage genommen, oder aber es beginnt erstmal mit Ängsten, Sorgen, Vorurteilen und Missverständnissen, die ich in dieser Folge gerne einmal ansprechen möchte.

Fehlkonzept: „Ich glaube, dass vor allem mein Mann / meine Frau das Problem ist, wenn er oder sie eine Therapie machen würde, dann hätten wir keine Probleme.“

Natürlich kann es sein, dass das Gegenüber mal mehr Themen im Gepäck hat und aus dem Grund auch einfach mehr benötigt. Ein Mangel aus der Kindheit oder negative Erfahrungen die können korrigiert werden.
Etwas was für Dich vielleicht selbstverständlich ist, ist dann für das Gegenüber ein großes Ding. Andersrum eben auch. Nehmen wir die Anpassungsbereitschaft, Menschen die früh lernen mussten, nur unter gewissen Bedingungen geliebt zu werden. Beispielsweise, wenn sie besonders angepasst sind, keine Forderungen stellen, sich zurücknehmen und aufopfern, die tun das auch noch im Erwachsenenalter und erwarten entsprechende Gegenleistungen. Für Dich ist es aber kein Liebesbeweis, nicht zu fordern oder Dich aufzuopfern, im Gegenteil, Du möchtest so sein, wie Du bist und dazu gehören auch Deine Bedürfnisse. Punkt. Wenn so etwas nur verdeckt passiert, ohne transparente Kommunikation und Aufklärung, dann bekommst Du vielleicht zunächst, das Gegenüber, das total unkompliziert ist, nichts fordert und genügsam und zufrieden scheint und plötzlich wandelt es sich total. Zuhause herrscht nur noch Frust, Schwere und Enttäuschung. Und Du weißt gar nicht, wie Dir geschieht, denn bisher hast Du doch auch ‚gereicht‘. Diese verdeckten Mechanismen zu verstehen, erfordert Mitgefühl. In einer Paartherapie, hilft es somit nicht nur Dir, sondern auch dem Gegenüber, wenn genauer hingeschaut wird. Du erfährst einerseits Entlastung, weil nicht mehr Du, der böse Täter bist, sondern verstehst, woher das plötzlich kommt und kannst viel besser damit umgehen und bei der Korrektur solcher negativen Erfahrungen helfen und die Sicherheit vermitteln, die es bedarf, damit der Mangel endlich ausgeglichen werden und die Fehlkonzepte korrigiert werden. Denn wie Du schon merkst, es ist ein Problem in eurer Beziehung, das aufgrund einer Dynamik entstanden ist, die keiner von euch beiden richtig greifen konnte oder kann.
Wenn das Gegenüber dann alleine eine Therapie macht, ohne dass Du mit einbezogen wirst, und innerhalb dieser nun die Sicherheit bekommt, zu fordern, das tut und Du dann mit Ablehnung reagierst, was grundsätzlich okay ist, aber für das Gegenüber in dem Fall fatal, wird ein erneuter Konflikt entstehen und Dein Gegenüber, wird sich langfristig von Dir distanzieren wollen. Daher halte ich eine Paartherapie für die bessere Variante, wenn die Themen von einem Teil des Paares zu einem Konflikt innerhalb der Partnerschaft führen.
Wenn Deine 10-Jährige Tochter Dich bittet, ihr was zu trinken zu holen, während sie auf der Couch lümmelt, wirst Du vermutlich sagen: Ähm, nein! Wenn sie Dir dann aber erklärt, dass sie heute im Sport umgeknickt ist und ihr der Fuß wehtut, dann holst Du ihr vermutlich gar ein Kühlpad und ein Glas Wasser - ohne Dich über ihre Anfrage zu ärgern. Und hier wird deutlich, was ich mit Verständnis und Mitgefühl meine und wie wichtig es auch für Dich ist, selbst wenn Du gar kein Problem hast, Dir tut ja nichts weh.

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2. „Eigentlich halte ich nichts von Paartherapie, aber vielleicht wäre es ganz gut, wenn wir einen Schiedsrichter hätten, der uns zurechtweist und die Punkte fair (!) verteilt.“

Ihr seid ein Team und keine Gegner. Mir ist bewusst, dass sich das manchmal aber so anfühlt. So, da gibts zwei Meinungen und zwei Sichtweisen auf eine Situation. Wer hat nun Recht? Meine Antwort: Beide. Denn es gibt ja Gründe, die ihr noch nicht kennt, warum der andere die Situation so einordnet wie er oder sie es eben tut. In der Paartherapie interessieren mich vor allem die Gründe. Diese helfen mir, Mitgefühl und Verständnis zu haben - unabhängig von meiner Meinung (die in der Paartherapie nichts verloren hat, denn ich bin ja wieder infividuell und habe wieder Gründe warum ich xy so sehe, wie ich es sehe, das wäre müßig, nicht zielführend und am Ende würde der oder diejenige gewinnen, der oder die rhetorisch am Längeren Hebel sitzt. Das Ergebnis, ein Ego wäre kurz befriedigt, der Frust und die Distanz bleibt.
Es fühlt sich fast magisch an, wenn Du plötzlich verstehst, warum Deine Frau oder Dein Mann plötzlich so aus der Haut gefahren ist. Ein AHA-Effekt, ähnlich wie bei dem Beispiel vorhin, wenn Du weißt, warum Du ein Getränk holen willst, dann fühlt es sich nicht wie ein Opfer an, dann gibts kein Trotzreaktion und vor allem bist Du dann nicht mehr ausgeliefert, sondern handlungsfähig. Wenn das auf beiden Seiten gelingt, gewinnt ihr Beide.
Ich sehe mich daher eher als Übersetzerin, wenn Du immer wieder versuchst einem Chinesen zu erklären, was Du möchtest - auf deutsch - und der Chinese Dir auf chinesisch erklärt, was er möchte, dann seid ihr irgendwann beide frustriert und keiner bekommt, was er oder sie braucht.
Ah! Dir ging es gar nicht darum. Sondern Du wolltest das! Sag das doch gleich. Ha ha.
Gut, etwas komplexer wirds dann doch, aber wenn ich versuche meine Arbeit ganz simpel runterzubrechen, tue ich genau das. Ich übersetze. Woher ich so viele Sprachen spreche? Na ja, ich habe Erfahrung, Expertise und vor allem bin ich wirklich gewillt zu verstehen und bereit mitzufühlen. Denn ich bin gerade weder Zielscheibe, noch Schütze. Ich darf also auch mal etwas falsch verstehen oder etwas zur Verfügung stellen, was viel eher verziehen oder eben angenommen wird.
Manchmal verärgert das auch den Partner oder die Partnerin, wenn dann plötzlich genau das Thema von mir angesprochen wird, gegen das sich der Partner immer gewährt hat und dessen Schwäche er weit von sich gewiesen hat, wenn die Partnerin ihn damit konfrontiert hat. Sie hat es als Vorwurf formuliert, ich werfe niemandem etwas vor.

3. „Wenn wir eine Paartherapie brauchen, dann sind wir längst gescheitert.“

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Wenn Du Zahnschmerzen hast, dann gehst Du zum Zahnarzt und das ist nicht zwingend ein Zeichen für schlechte Mundhygiene. Wenn Du krank wirst, dann gehst Du zum Arzt, auch das ist keine Niederlage, manchmal eine schwäche Deines Immunsystems, bedingt durch Stress, Überlastung, ein ungesunder Lebensstil oder einfach Pech. Vielleicht ein Unfall, beim Skifahren, ein Stein der ungünstig lag beim Mountainbiken oder ein unachtsamer Autofahrer und nun liegst Du gar im Krankenhaus. Und selbst wenn Du Dich ungesund ernährst, Dir nicht immer 3 Minuten lang die Zähne putzt und sehr risikofreudig bist, wird Dir kein Arzt auf der Welt die Behandlung verweigern.
Innerhalb einer Beziehung sind die Einflussfaktoren und Zusammenhänge nicht ganz so simpel wie bei den vorher angeführten Beispielen. Es wirken nämlich Erfahrungen der Vergangenheit, Einflüsse von Außen, Lebensphasen, Schicksalsschläge, neue Erfahrungen und vor allem Gefühle. Und das alles hoch zwei.
Wenn ihr zeitnah eine Paartherapie aufsucht ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Konflikte rasch geklärt werden, Missverständnisse aufgelöst werden und es nicht erst zu dieser Schwere, dem Frust und der Resignation kommt, die mit Verletzungen, Provokationen und Distanz einhergeht oder eben durch all das erzeugt wird.
Wenn ihr erst später kommt, weil es ja irgendwie lief, ihr euch wie in einer WG arrangiert habt und es genug ToDos außerhalb der Beziehung gab, merkt man diesen schleichenden Prozess kaum. Und plötzlich sind Jahre vergangen und ihr seit unglaublich weit voneinander entfernt, dann dauert die Paartherapie vermutlich länger, dann müssen mehr als nur die Konflikte der letzten 3 Monate aufgearbeitet werden. Es ist anstrengender, meistens lohnt es sich dennoch, sonst wärd ihr gar nicht bei mir.
Aber klar,  manchmal kommt eine Paartherapie zu spät. Und manchmal haben sich zwei Menschen zu sehr voneinander weg entwickelt, ohne es zu merken. Dann kann auch eine Trennung ein Erfolg sein. Besonders tragisch finde ich es jedoch, wenn die Trennung die einzige Möglichkeit ist, weil sich zwei Menschen aufgrund einer langjährigen Krise und unzähliger Missverständnisse so weit voneinander entfernt haben, dass all das nicht mehr aufgearbeitet werden kann. Zu tief die Verletzungen, zu wenig Bereitschaft. Ja, dann ist eine Trennung kaum mehr abzuwenden, aber sie hätte vermieden werden können, wenn das Paar sich früher Hilfe gesucht hätte.
Wer Karies hat und diesen ignoriert, der wird vielleicht dann keine simple Füllung mehr bekommen, manchmal hilft nur noch eine Wurzelbehandlung und manchmal muss der Zahn dann gar gezogen werden. Ob eure Zahn noch zu retten ist, das beurteile allerdings nicht ich, sondern das liegt an euch und ich gehe euren Weg mit. 

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4. „Ich brauche niemanden, der mir erklärt, wie ich meine Beziehung zu führen habe!“

Wie bereits angedeutet, ich bin nicht die Expertin, so wie es meine Zahnärztin ist. Wenn sie sagt, der Zahn muss raus, dann vertraue ich ihr und am Ende bekomme ich ne Brücke, Krone oder ein Implantat.
In der Paartherapie sehe ich mich aber nicht als Beziehungsexpertin, die euch Haushaltspläne und Aufgaben mitgibt und euch erklärt, wie ihr eine gesunde Beziehung zu führen habt. Das wäre anmaßend und wenig zielführend.
Ich möchte euch beide verstehen, verstehen wodurch ihr euch geliebt fühlt, was ihr für Sprachen sprecht, worauf ihr Wert legt, was euch fehlt und wo ihr vielleicht noch eigene Themen habt, die nicht nur euch selbst sondern auch einander massiv unter Druck setzen.
Wenn die Frau sich dadurch geliebt fühlt, dass der Mann sie unterstützt und sie ihre Liebe durch Fürsorge zeigt. Ist das nicht falsch.
Ebensowenig wie der Mann, der seine Liebe durch Lob und Komplimente zeigt und sich Anerkennung für seine Leistung wünscht.
Während sie also darauf wartet, dass er ihr die Kinder abnimmt, kauft er nach Feierabend noch nen Blumenstrauß. Sie ärgert sich über seine Verspätung und sagt: „Von Blumen werden die Kinder auch nicht satt!“
Bäm!
Wenn beide Schwierigkeiten haben Grenzen zu setzen und er länger arbeitet, weil ein Kollege ihn gebeten hat, was zu übernehmen und sie ihrem Mann sagt, dass er sich ruhig Zeit lassen solle. Sind beide frustriert. Er wäre lieber zu Hause, sie hätte ihn lieber zu Hause. Sie wollen das Gleiche und haben beide Schwierigkeiten Bedürfnisse zu benennen und für sich einzustehen, daran kann man arbeiten, sofern ihr das denn wollt.
Und wenn ihr Verschmelzung anstrebt, eine offene Beziehung als Rettung anseht oder was auch immer, dann bestätige ich euch nicht blind, sondern weise behutsam darauf hin, welche Herausforderungen das mit sich bringt, sofern ihr diese Dinge überhaupt thematisiert. Wenn ihr das tut, dann begleite ich euch dabei, authentisch und kongruent, mitfühlend und voller Neugierde. Mein Wissen immer im Gepäck, vor allem aber meine Akzeptanz.
Ich begleite, ich führe nicht.

5. “Eine Paartherapie hilft uns vielleicht dabei, nach vorne zu blicken und Lösungen zu finden - mein Frau steckt irgendwie in der Vergangenheit fest und ich kann es nicht mehr hören.“

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Natürlich bin ich an einer AUFlösung eurer Krise interessiert, ich glaube aber daran und nicht nur meine Erfahrung gibt mir diese Zuversicht, auch meine Haltung die über Jahre - bis heute - erforscht wird und wissenschaftlich fundiert ist besagt, dass Veränderungen durch das vertiefte Verstehen ermöglicht werden. Euch einfach zukunfts- und lösungsfokussiert andere Verhaltensweisen beizubringen - ohne zu verstehen, warum ihr bisher eben immer anders gehandelt habt, ist zu kurz gedacht.
Zurück zum Beispiel mit der Tochter und ihrem verletzten Fuß. Wenn ich Dir sage, bring ihr einfach das Getränk, fühlst Du Dich unverstanden. Ihr Problem wäre dann gelöst, Du wärst frustriert. Vermutlich würde es irgendwann zu Trotz und Resignation führen, wenn wir einfach auf die Lösung schauen, ohne das Problem zu würdigen und zu verstehen.
Wer sich immer wiederholt, wurde noch nicht verstanden. Und wird vor allem immer vehementer. Irgendwann sagt Deine Frau nicht mehr: Du hast mich damals so verletzt. Sondern wird abwertend und abfällig und sagt: Du warst nie ein richtiger Mann, hast keinen Arsch in der Hose gehabt.
Autsch. Verständlich, dass Du das nicht mehr hören willst und Deiner Frau unterstellst, sie wolle wohl, dass Du leidest und jetzt sehnst Du Dich danach, dass Du endlich nach vorne blicken kannst - und nicht permanent mit den Fehlern der Vergangenheit konfrontiert wirst.
Okay, Du hast damals Mist gebaut. Aus Gründen. Die Gründe hätten Deine Frau vielleicht interessiert, NACHDEM sie das Gefühl hatte, dass Du sie verstehst. Vielleicht hast Du gar so was gesagt wie: „Ja, ich verstehe Dich ja, aber Du darfst auch nicht vergessen, in welchem Dilemma ich da steckte!“
Problem: Ein ‚Aber‘ relativert alles, was davor gesagt wurde. Du schiebst die Verantwortung von Dir weg, indem Du Dich rechtfertigst, damit, dass Du ja ein Dilemma hattest und bittest sie um Verständnis.
Sie, die ja aber die Leidtragende Deines Verhaltens war, hat keins bekommen. Sie wurde nicht ausgehalten, ihr wurde mehr oder weniger gesagt, dass sie sich nicht so anstellen soll.
Und diesen Konflikt, den kann man über JAHRE austragen, denn er ist immer aktuell und wird durch neue Situationen getriggert und kommt immer wieder auf den Tisch.
Gut, was also dann?
Verstehst Du wirklich? Bedenke, wie bereits zuvor angedeutet, es geht nicht darum, dass Du Deine Frau darin bestätigst, dass Du kein richtiger Mann seist und keinen Arsch in der Hose hast, es geht darum, dass sie Raum für ihre Verletzung bekommt und eben Verständnis. Versuche mal ihre Perspektive einzunehmen, dass gelingt Dir nur mit ihrer Hilfe. Alles was sie sagt, entspricht ihrer Wahrnehmung, nicht der universellen Wahrheit:
„Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm da für Dich gewesen sein muss. Es stimmt, ich habe mich nicht hinter Dich gestellt, Du warst damals ganz alleine und ich habe all die Jahre kein Verständnis für Dich gehabt, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, das Bild, was ich von mir hatte und von dem ich wollte, wie Du mich siehst, aufrecht zu erhalten. Es tut mir leid.“
Vermutlich darf Deine Frau, dann endlich loslassen, weil sie verstanden, gehört und gesehen wurde. Du kannst sie in den Arm nehmen und ganz vielleicht sagt sie dann: „Ja, ich weiß ja, wie das damals war und unter welchem Druck Du standest.“
Und solche magischen Momente, die erlebe ich fast täglich in der Paartherapie, nicht immer in der ersten oder zweiten Sitzung - zugegeben und hier ist das gerade auch sehr vereinfach dargestellt, um Dir zu zeigen, warum das Verständnis des Vergangenem so wichtig ist.
So, das waren sicher nicht ALLE Fehlkonzepte die es so gibt bezogen auf eine Paartherapie und hoffentlich nimmst Du mehr mit, als lediglich den Aspekt, dass eine Paartherapie sinnvoll sein kann. Denn ich produziere den Podcast nicht aus reinen Marketingzwecken, um Menschen in meine Praxis zu locken. Auch, klar, aber mir ist auch bewusst, dass es sich bei der Paartherapie um ein Luxusgut handelt, das man sich leisten können muss und das Privileg hat nicht jedes Paar. Vielleicht gab es hier ja auch den ein oder anderen AHA Effekt für eure Beziehung und eure Konflikte.

Das Fazit

Wenn in der Paartherapie die Probleme vor allem auf die Seite des Anderen gesehen werden, ist das zunächst nachvollziehbar. Klar. Wenn er oder sie so wäre, wie ich es mir wünsche, sich anpassen und bemühen würde, dann wäre doch alles gut.
…aber genau aus dem Grund landen die Menschen dann ja bei mir, der Andere will es einfach nicht kapieren!
Und dann sitzen sie vor mir und zunächst ist alles wie zu Hause: Schwer, frustrierend, verletztend und perspektivlos.
Und dann ganz plötzlich nicht mehr…
Bei mir bekommen beide, wonach sie sich sehnen: Verständnis & Mitgefühl. Ich halte mit aus, endlich darf sich der Körper entspannen, die Wut darf da sein, der Frust schwindet allmählich…
Beide haben die nötige Kapazität und Sicherheit, kurz von ihrer Position Abstand zu nehmen, sich womöglich dem Anderen zuzuwenden und eine neue Perspektive zu erhalten und etwas mehr über einander zu erfahren. Das funktioniert aber nur, wenn ich zuvor verstanden wurde und nicht im Kampf- bzw. Schutzmodus bin.
Paartherapie ist weder HokusPokus, noch wird da jemandem erklärt, wie er zu sein hat. Zumindest nicht vom Grundsatz. Nähe erfordert Anpassung. Eine Beziehung erfordert Arbeit.
In der Regel sind beide bereit sich aufeinander einzulassen, manchmal geht diese Bereitschaft verloren, aufgrund von Verletzungen, dann werten wir ab und gehen in die Distanz. Manchmal kann diese Distanz, trotz Annäherung, nicht in dem Maß überwunden werden, wie es für eine Beziehung nötig wäre - manchmal haben sich beide aufgrund von Veränderungen voneinander entfernt.
So oder so, das Problem ist in der Dynamik zweier Menschen entstanden, die eben anders sind. Und so wird es zu einem Problem zwischen den beiden. Ein Problem der Beziehung, bei dem es sich oft lohnt genauer hinzuschauen.
Aber eben nicht schutzlos, ausgeliefert und sich selbst verachtend, weil man so viel mit sich machen lässt.
Natürlich will Frau Kaß ihren Mann verstehen, aber nicht um jeden Preis. Und Herr Kaß wünscht sich, dass seine Frau auch das sieht, was er tut und nicht nur das was er nicht tut. Wenn auch er seiner Frau zuhören würde und nicht voreilige Schlüsse ziehen würde, dann würde er auch die wirklichen Bedürfnisse hören und nicht nur die, die er aktuell hört.
Beide tun so unglaublich viel füreinander, aber sehen und hören nur noch die Abwertung. Wenn es einem wirklich nur darum geht, Recht zu bekommen und den anderen nach seinen Vorstellungen zu formen, dann hilft auch keine Paartherapie mehr. Denn da gehe ich nicht mit, weil ich mich als Übersetzerin von Beiden sehe, nicht als Auftragnehmerin von Mann oder Frau. In dem Fall lohnt sich vielleicht eine Einzelberatung, die dann aber eher dem Zweck dient, zu schauen, ob wirklich er oder sie das Problem ist, oder es sich um ein eigenes Thema handelt, einen Mangel, einer Projektion oder Kompensation, wo der Mann oder die Frau lediglich Mittel zum Zweck ist, endlich das zu bekommen, was Andere einem jahrelang vorenthalten haben und was Du Dir nur selbst geben kannst:
Selbstmitgefühl, Selbstliebe, Selbstakzeptanz, Selbstwertschätzung, Selbstfürsorge, all das kannst Du Dir nur selbst geben, zusätzlich zum Mitgefühl, zur Liebe, zur Akzeptanz, zur Wertschätzung und Fürsorge von Anderen.

 

 
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